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Bergsport, Wandern und Kochen für Männer - Bergtour 14
 
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Bergtour 14: Fieberbrunn II.

 

Tourbuch: 1. Tag, Wildsseloderhaus 2. Tag Übergang zur Hochwildalm 3. Tag Besteigung Bischof weiter zum                    Wildseeloder 4. Tag Abstieg

Teilnehmer:

 

Reiner

Frank

Guido

Hans-Werner

 

 

 

Was macht Mann, wenn er eine Tour ausgearbeitet hat, sie aber abbrechen musste, weil das Wetter einen Strich durch die Rechnung machte??? --- Genau, faul sein, keine neue Tour ausarbeiten, sondern die vom letzten Jahr versuchen.

 

Also geht es wieder ab nach Fieberbrunn zum Wildseeloderhaus. Hier soll jetzt die geplante Strecke des Vorjahres komplett abgelaufen werden. Ich schieb es mal vorweg, es wird diesmal gelingen.

 

Wir brechen wie immer am frühen Morgen auf und fahren unseren gewohnten Weg gen Süden. Oder dann doch nicht gewohnten Weg. Der aufmerksame Leser wird feststellen, dass in der Teilnehmerliste ein neuer Name auftaucht. Wir haben einen Novizen in unseren Reihen. Eigentlich haben wir uns vorgenommen, in unveränderter und jahrelang erprobter Zusammensetzung zu laufen. Da aber immer der ein oder andere ausfällt, sind wir froh einen hoffnungsvollen Nachwuchsläufer akquirieren zu können, der auch trinkfest genug erscheint. Er mag außerdem Obstler, es steht also nicht zu befürchten, dass er stundenlang jammert. Ein Wagnis ist es trotzdem, weil wir wissen, was wir können und ein neuer Begleiter durchaus andere Erwartungen an eine Bergwanderung haben kann als wir. Außerdem ist uns seine Kondition völlig unbekannt. Guido rühmt sich gern als sportlich, dynamisch und fröhlich. Er ist uns jedoch nur als heiterer Zeitgenosse bekannt. Seine Sporttauglichkeit hat er außer auf einer mittleren Vatertagsradtour nicht wirklich beweisen können.

 

Der Skiparkplatz Lunau ist auch dieses Jahr unser Ziel, wir haben uns nach der Erfahrung des letzten Jahres jedoch entschieden, dieses Jahr bereits im Tal auf Schusters Rappen zu starten. Die Etappe mit der Bahn bis zur Mittelstation lassen wir dieses Jahr ausfallen, da das Wetter extrem schön ist und wir den Weg als sehr leicht kennen gelernt haben.

 

So kommen wir nach einigen Stunden im Wildseeloderhaus an, wo uns der Hüttenwirt und seine begabte, gut aussehende und nette Tochter empfangen. Sie haben selbstverständlich keine Erinnerung mehr an uns, wir jedoch an sie beide.

 

Wir verbringen einen netten Abend auf der Hütte, die gut besucht ist. Zwischendurch begeben wir uns noch zur Gipfelbesteigung am Wildseeloder, was in den obligatorischen 20min getan ist.

 

Am nächsten Morgen treten wir den Weg in Richtung Hochwildalm an. Wie sich der geneigte Leser erinnert, sind wir hier im letzten Jahr von einem nächtlichen Schneefall überrascht worden, der ein Weitergehen nicht sinnvoll erscheinen ließ.

 

Wir umkurven nun wieder den See und begeben uns zum Aufstieg, der letztes Jahr für uns zum Ende des geplanten Weges wurde. Jetzt ist es aber keine wirkliche Herausforderung hier aufzusteigen. Wir haben den Kamm zügig erklommen, den es zu überschreiten galt. Hier sehen wir jetzt, was uns letztes Jahr verborgen blieb. In relativer Nähe kommen wir an eine Abbruchkante, deren tiefster Punkt nur für absolut schwindelfreie zu sehen ist. Wir wollen auch gar nicht so genau wissen, wo wir letztes Jahr hätten landen können, wenn uns der Weg hier hin geführt hätte. Auch im weiteren Verlauf fragen wir uns beständig, was den guten Hüttenwirt veranlasst haben mag, uns auf diesen Weg bei Schnee zu schicken. Ich erinnere daran, dass die Schneehöhe in etwa 15cm betragen hat. Die Wegmarkierungen, die hier überall aufgestellt sind, sind kleine Holzpflöcke mit rotem Strich, die im Boden stecken. Sie sind unwesentlich höher als 15 cm und auch jetzt manchmal schwer auszumachen. Ich glaube nicht, das wir eine reelle Chance hatten, unseren Weg zu finden.

 

Wir suchen auch jetzt ständig nach unserem Ziel. Karte lesen ist uns allen nicht wirklich gegeben. Wir wissen, dass wir zur Hochwildalm wollen. Wir wissen ebenso, dass es ein Gebäude ist, das irgendwo in der Gegend ziemlich einsam stehen muss. Das eine Karte aber auch Himmelsrichtungen hat, hat uns niemand beigebracht. Also suchen wir ständig nach alleinstehenden Häusern und beschließen bei jedem, dass es unser Ziel sein muss. Leider führt kein einziger Weg in der Karte in die Richtung vom grade mal wieder neu anvisierten Haus. Später am Tag werden wir wissen, dass es tatsächlich keins von den vielen tatsächlich war. Die Hochwildalm liegt hinter einem Berg über den wir nicht sehen können und durch den wir auch nicht durchschauen können.

 

Wir freuen uns endlich am Tagesziel angekommen zu sein. Besonders freut sich Guido. Er hat sich das Ganze offensichtlich ein wenig anders vorgestellt. Irgendwie entspannter. Ihm fehlt ein Sherpa, der sein durchaus umfangreiches und wohlgewähltes Gepäck trägt und ihn selbst ein wenig unterstützt. Guido hat ein wenig Probleme mit den Knien. Sie schmerzen, was bei einem Antisportler seiner Klasse nach 2 Tagen Aufstieg durchaus vorkommen kann. Es ist nichts, was wir nicht alle zur Genüge kennen.

 

Die Hochwildalm wird von Ferdl bewirtet. Es gibt sie noch, diese Originale. Hüttenwirt durch und durch. Er nutzt die natürlichen Gegebenheiten. Das Wasser ist kalt, Getränke müssen gekühlt werden, also nutzt Ferdl das Wasserbecken zum Kühlen. Im Winter fällt Schnee, der Mensch möchte Skilaufen, also lässt er die Menschen den Berg zu ihm hochlaufen und bewirtet sie. Das ist eben so und muss nicht in Frage gestellt werden. Außerdem kann man dann auch gleich ein Skirennen veranstalten. Es scheint eine ungeheure Gaudi zu sein. Die Bilder sprechen für sich.

 

Ferdls Essen war göttlich. Nach dem Essen ist Ferdl müde vom langen Tag. Wir sind es noch nicht. Also bekommen wir von Ferdl zu hören, dass er ins Bett geht. „Ihr wisst ja wo alles steht!“ ist seine lapidare Auskunft, die uns durch den Abend bringt. Soviel Vertrauen wird einem nicht immer zuteil.

 

Am nächsten Morgen werden von ihm in die Küche gebeten, Frühstück im Gastraum ist nicht familiär genug. Wir gehören jetzt zum Inventar. Eine wirklich nette Geste.

 

Nach dem Frühstück brechen wir auf, um unsere Tour zurück zum Wildseeloder zu starten. Wir werden einen anderen Weg nehmen als auf dem Hinweg. Ein Zwischenziel wird die Ersteigung des Bischof sein. Ein Gipfel auf der Tour gehört zum guten Ton, zwei sind der pure Luxus, den wir uns gönnen wollen.

 

Es dauert kaum 20 Minuten, da ist es mit der guten Laune bei Guido vorbei. Er hat schon wieder Probleme mit seinen Knien. Er jammert, wie eine Horde Banker nach dem Börsencrash. Wir schaffen es bis zum Bischof nur unter großen Mühen. Hier trennen wir uns, Frank bleibt bei Guido zum Ausruhen, Reiner und ich treten zum Gipfelsturm an. Reiner ist bis zum Schluss nicht sicher, ob der Gipfelsturm eine gute Idee war. Aber mitgegangen heißt mitgefangen. Oben sind alle Zweifel ausgeräumt. Ein Gipfel heißt so, weil es eben der Gipfel ist, ihn zu erstürmen.

 

Wieder bei Guido angelangt, hat sich die Lage nicht verbessert. Er hat offensichtlich starke Schmerzen. Ich will ihm nichts unterstellen und es ist unmöglich, die tatsächlichen Qualen, die ein anderer empfindet, nachzuvollziehen. Wir haben noch einige Jahre mit Guido zu tun gehabt und wir haben im Laufe der Jahre festgestellt, dass er wenig leidensfähig ist. Er hat es gern am Schlimmsten. Vielleicht ist auch das jetzt hier am Berg sein Ansinnen. Auf alle Fälle jammert er dermaßen, dass wir ernsthaft überlegen, unsere Tour abzubrechen und den nächstgelegenen Fahrweg anzusteuern. Hier kann ihn ein Taxi, die Bergwacht oder notfalls auch ein Krankenwagen aufnehmen. Diese Aussicht scheint er dann doch nicht so toll zu finden. Er geht mit uns mit, obwohl er sieht, dass er ab einem gewissen Punkt keine Möglichkeit mehr hat, den Weg abzukürzen. Wir versichern ihm, dass wir alle Jahre Knie-, Hüft, Fuß- und Rückenkranke dabei hatten und es noch jeder geschafft hat. Das Tempo bestimmt halt der Langsamste und Schwächste der Truppe. Es wird eine lange und schmerzhafte Erfahrung für den guten Guido. Sie ist offensichtlich so schmerzhaft, dass seine erste auch seine letzte Bergtour mit uns sein wird. Die wunderschönen neuen Bergschuhe, der teure Rucksack und die anderen eigens für das neu entdeckte Hobby angeschafften Ausrüstungsgegenstände werden ein tristes Dasein auf dem Speicher bis zur Entsorgung fristen. Schade drum.

 

Wir freuen uns, als wir endlich das Wildseeloderhaus wieder erreichen, ist die Qual für unseren leidgeprüften Mitwanderer doch endlich zu Ende.

 

Gott sei Dank hat er sich über Nacht soweit erholt, dass er den Abstieg in Richtung Fieberbrunn auf seinen eigenen Beinen schafft. Es ist nämlich immer noch kein Träger in Sicht, der ihn runter tragen wird. Und ich fühl mich mental auch nicht in der Lage, ihn neben meinem eh zu schweren Rucksack auch noch tragen zu wollen. Reiner und Frank sehnen sich offensichtlich auch nicht nach körperlicher Nähe zu einem gutaussehenden Mann. Schade, vielleicht wäre was draus geworden, oder Guido hätte sich vielleicht doch noch mal durchgerungen, später einen neuen Anlauf zu wagen.

 

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