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Bergsport, Wandern und Kochen für Männer - Bergtour 2
 
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Bergtour 2: Tannheimer Tal

 

Dieters Tourenbuch:

Aufstieg von Enge 1150m zur Pfrotener Hütte 1792m und Aufstieg zum Aggenstein 1987m; 2.Tag über Tannheimer Höhenweg zur Otto-Mayr-Hütte 1530m,Übernachtung in Notunterkunft

 
Teilnehmer:
Dieter
Achim
Reiner
Hans-Werner
 

Die Erfahrungen aus der ersten Tour haben uns alle überzeugt, Bergtouren in dieser Gruppe sind unser Ding und wir werden eine weitere Tour machen. Dieter hat seine Hüttenbücher gequält und eine Tour zur Pfrontner Hütte geplant.

 

Da die Tennisschuhe als Stiftung an die Aktion „Süchteln rettet die schuhlose Jugend“ abgegeben sind und der geliehene Rucksack besser den freundlichen Eigentümer dieses Unikums weiterquälen soll, habe ich Weihnachten die Geldbörsen einiger freundlicher Sponsoren gequält und damit gleichzeitig ihr Problem der Auswahl von Geschenken gegen Null gefahren. Ich bin nun stolzer Besitzer von MC Kinley Bergschuhen und eines Tourenrucksacks aus dem gleichen Hause. Der Rucksack ist so gewählt, dass er nur begrenztes Aufnahmevolumen besitzt und somit den Träger auch nur begrenzt quälen kann.

 

Die Tour soll später im Jahr stattfinden um nicht wieder soviel Schnee im Weg zu haben. Also fahren wir Ende Mai und haben tatsächlich schönes Wetter bei der Ankunft.

 

Schon auf dem Parkplatz in Grän schaut man in den stahlblauen Himmel, auf die Tannheimer Berge und sieht von unten bereits das Tagesziel, die Pfrontner Hütte. Die Hütte sieht man quasi während des gesamten Aufstiegs und sie kommt nie wirklich so nahe, dass sich das Gefühl einstellt, gleich sind wir da. Schönes Wetter kann dann hinderlich sein. Es ist einfach zu heiß und der Weg ist steil. So steil, dass die Mitwanderer noch heute jeden Eid schwören, dies sei der anstrengendste Weg am ersten Tag gewesen, den wir während der vielen Touren jemals hatten. Ich kann die Leser dieser Zeilen beruhigen, es war alles halb so schlimm. Ich bin Jahre später die gleiche Tour mit Kindern bei kühlerem Wetter gegangen und fand es gar nicht mehr so steil und auch nicht so anstrengend.

 

Aber das wussten wir bei der Tour ja nicht. Und wir haben uns gequält. Wir waren gut. Leider waren einige besser. Da kommt doch so ein Leistungssportler in Shorts und Tagesrucksack an uns vorbei, als ob der noch am gleichen Tag nach München weiter gehen muss. Aber wir haben Anschluss gehalten, zumindest fast 4 Meter. Geschwindigkeit war aber nie unser Ziel, sondern Spaß, Erholung und das Naturerlebnis. Und davon gibt es im Tannheimer Tal ungemein viel.

 

Auf der Hütte angekommen, stellt man schnell fest, dass das Tannheimer Tal ein gern begangenes Gebiet ist. Die Hütte ist gut besetzt. Wir bekommen Lager 16 zugewiesen.

 

Wie bereits beschrieben, habe ich die Tour noch einmal gemacht. Da war die Hütte nur von insgesamt 8 Leuten besucht und man kann die normale Belegung einmal begutachten. Lager 16 ist für 8 Besucher ausgelegt. Davon können 2 Personen in Einzelbetten schlafen, der Rest teilt sich eine Pritsche, die von Wand zu Wand genau 4 m lang und 2m breit ist und jeder Gast schläft nebeneinander. Für 6 Personen ist es eng, aber es geht ganz gut.

 

Soviel zur Theorie. Auf unserer Tour sind keine 8 Personen vor Ort sondern gefühlte 180, geschätzte 280 und tatsächlich irgendwas dazwischen. Und von den Massen Menschen, die vor Ort sind, werden noch einige ins Tal zurückgehen.

Trotzdem sind abends alle Lager und Zimmer voll. Aber wir haben ja vorbestellt und somit Anrecht auf Lager 16. Wir schreiten beschwingt in den Raum und stellen schnell fest, dass die beiden Einzelbetten schon belegt sind. Also rüber auf die Pritsche und Plätzchen reserviert. Hier sind aufgrund der starken Belegung jedoch nicht wie sonst 6 Plätze vorgesehen, sondern 8. Und jetzt die Aufgabe für den guten Mathematiker. Wie viel Raum bleibt für die Einzelperson bei der beschrieben Raumbreite. Da ich genau weiß, dass nicht jeder so gut rechnen kann wie ich Mathewunder, gebe ich ausnahmsweise das Ergebnis bekannt. Es sind tatsächlich 50 cm. Und jetzt darf jeder ein Maßband an der rechten Schulter anlegen und von dort mit leichtem Ziehen bis an die linke Seite führen. Wer deutlich weniger als 50 cm misst, hat in der Pfrontner Hütte riesig Schwein gehabt. Vielleicht könnte er sogar schlafen, ohne sich im Turnus aller Mitschläfer drehen zu müssen. Wie sich in der Nacht noch zeigen wird, konnten wir es jedenfalls nicht, da unsere Schultern die normale Männerbreite haben. So lagen wir halt mit viel Körperkontakt in unserer Falle. Wir haben aber noch Glück. Die Hütte ist so bevölkert, dass einige im Flur auf Matratzen schlafen müssen (oder vielleicht hatten die es doch besser angetroffen?).

 

Vor dem Zubettgehen beschließe ich, den Gipfel vom Hausberg der Hütte, den Aggenstein zu besteigen. Leider wollen meine Kameraden sich nicht anschließen. Zumindest nicht unter meiner Zeitvorgabe, nämlich 20 Minuten. Sie halten jede Wette, dass das nicht zu schaffen ist. Dem gespannten Leser sei gesagt, es ist zu schaffen. Zwar nur unter äußerster Anstrengung und Willenskraft. Aber die Biere habe ich mir redlich verdient, ist doch dieser letzte Aufstieg auch noch erschwert durch einige Drahtseileinlagen. Und das mir. Ich bin doch alles, nur nicht Berg erfahren und Schwindelfrei. Aber die Wette läuft und ich will gewinnen. Also ignoriere ich meine inneren Einwände und stürme dem Ziel entgegen. Das ist auch solange gut, bis ich oben feststelle, dass ich den gleichen Weg zurück muss. Da sieht so ein gesichertes Stück Weg ganz anders aus. Ich mache mir fast in die Hose und suche nach einem Umweg, wie an der Rotwand, wo ich auf allen vieren lang kriechen kann. Gibt es aber nicht. Es gibt jede Menge Leute auf dem Gipfel, vor denen man sich blamieren kann. Also warte ich bis der nächste runter geht und schau mir das Schauspiel an. Sieht nicht so schwer aus. Aber ich trau mich trotzdem nicht so recht. Die Entscheidung fällt, als ich vor der Alternative stehe, Bier oder Berg. Bier siegt. Ich schließe mich todesmutig der nächsten Gruppe an, und stapfe wacker hinterher. Unten erwarten mich meine Freunde und wollen mich um denen verdienten Lohn bringen, weil ich angeblich zu lange unterwegs war. Da haben sie aber nicht mit meiner neu entdeckten Kampfmoral gerechnet. Das Bier hat geschmeckt.

 

Bis zum Zubettgehen kennen wir die Mitbewohner von Lager 16 noch nicht. Das soll sich in dieser Nacht noch ändern. Als erstes lernen wir Christina kennen. Die liegt bereits in einem von den beiden Einzelbetten und möchte schlafen. Auch das andere Bett ist belegt. Hier liegt ein Mann, der Name ist nicht bekannt, seine Adresse zu seinem Glück auch nicht. Aber dazu komme ich gleich.

 

Jetzt kommen wir ins Zimmer, gehen uns noch kurz waschen, denn Dusche gibt trotz der Anforderung von Reiner leider nicht. Also Katzenwäsche und rein in den Schlafsack um die Nachtruhe zu beginnen. Kaum ist das Licht aus, kommen fröhlich unsere 4 restlichen Mitbewohner mit einem beschwingten: „ Christina, jetzt fallen wir erst mal über dich her!“ ins Zimmer. Christinas Schlafsack ist augenblicklich hermetisch abgeschottet und wir hören von ihr nichts mehr. Nicht das sie vorher dauernd geplappert hätte, aber der Unterschied zwischen ruhig und panisch ruhig ist doch frappierend.

 

Auch unsere 4 netten Mitbewohner gehen noch kurz zum erfrischen unter die Dusche und legen sich nun doch nicht zu Christina, sondern zu meinem Ärger auf unsere Seite. Bisher war hier wenig Platz. Doch jetzt gibt es plötzlich gar keinen mehr. Nachteil: es ist eng. Vorteil: es ist lustig. Wir machen dumme Bemerkungen, wir machen saudumme Bemerkungen und wir lachen. Wir lachen bis zur völligen Erschöpfung. Ich habe Bauchschmerzen vor Lachen und kann nicht mehr einschlafen.

 

Ich kann so lange nicht einschlafen, bis mich die Müdigkeit übermannt. Ich schlafe ein und fange an zu träumen. Ich träume, ich muss mich umdrehen, weil sich mein Nachbar umdreht. Leide stelle ich ziemlich schnell fest, dass ich doch nicht eingeschlafen bin und träume, sondern dass ich hellwach liege und mich tatsächlich umdrehen muss, weil einer meiner Bettnachbarn sich gedreht hat. Dies wird die ganze Nacht so gehen. Ich glaube, ich hätte mich als Ventilator bewerben können, so oft habe ich mich in dieser Nacht unfreiwillig gedreht.

 

Das ist aber nicht das einzige Ungemach dieser Nacht. Wir haben ja auch noch unseren Kameraden im Einzelbett. Der Gute schnarcht. Er schnarcht so schlimm, dass ich es bis heute in übelster Erinnerung behalten habe. Und das schlimmste ist, er liegt im Einzelbett und keiner kommt an ihn ran. Ich denke, wenn ich seine Adresse hätte, würde ich ihn noch heute verklagen, wegen nächtlicher Ruhestörung. Übrigens überlege ich immer noch, ob ich nicht meine Mitwanderer anklagen soll wegen unterlassener Hilfeleistung.

 

Ich habe jetzt auch einen Hüttenschlafsack. Dieter hat ihn besorgt. Wer keinen Hüttenschlafsack kennt, stellt sich bitte zwei Betttücher aneinander genäht vor mit einem Loch zum reinschlüpfen. Hinten ans Kopfende ist ein kleiner Überwurf genäht, in den das Kissen gesteckt werden kann. Diesen Schlafsack kann man gut zusammenlegen, er ist leicht und bequem zu transportieren. Er hat allerdings zwei Nachteile. Erstens ist es verdammt eng da drin und zweitens wärmt das Ding überhaupt nicht.

 

In unserer gemütlichen 10 Mann Bude ist das Fenster offen, da Frischluft nun mal sein muss. Ich habe mich schön zugedeckt mit dem Schlafsack und einer Wolldecke, die ich über den Schlafsack geworfen habe. Aber schon beim ersten Drehen verrutscht die Decke in eine ungünstige Position, in der sie nur sehr begrenzt wärmen kann. Nach der dritten Drehung ist die Decke weg. Durch die Enge des Schlafsacks und um mich herum, habe ich keine Chance mehr, die Decke neu zu richten. Also friere ich. Ich friere, wie man halt im Frühjahr in den Bergen des Nachts unter quasi freiem Himmel friert. Gotterbärmlich.

 

Aber auch so eine Nacht geht zu Ende und es wartet eine neue Etappe auf den sportbegeisterten Bergwanderer. Wir wandern heute zur Otto-Mayr-Hütte. Der Weg ist mit 3 Stunden Gehzeit beschrieben. Wir haben also reichlich Zeit und legen an einem gemütlichen Plätzchen abseits des Weges eine Rast ein. Nachdem wir unsere Jause gehalten haben, gehen wir weiter über den Tannheimer Höhenweg um die große Schlicke zu überqueren. Dies ist ein relativ steiler und langer Aufstieg, der bei den hohen Temperaturen vor Ort nicht unterschätzt werden darf. Von hier aus geht es weiter zum Füssener Jöchle, der Bergstation einer Sesselbahn, die von Grän kommend hier endet. Wie wir Freunde nun mal sind, nehmen wir die Bergstation mit ihrer freundlichen Gastronomie sofort in Beschlag um uns ein zweites Mal zu stärken. Hier kommt jedoch für mich das böse Erwachen. Ich möchte mein Bier bezahlen, stelle jedoch fest, dass ich meine Geldbörse mit einigen Hundert DM und allen Papieren unterwegs verloren habe. Es kann nur bei unserer Rast passiert sein, denn da hatte ich das Portemonnaie noch. Scheiße. Das heißt zurück, noch mal über die Schlicke und hoffen, dass keiner nach uns an der gleichen Stelle Rast gemacht hat und in Geldnöten war. Reiner ist so nett und begleitet mich. Das ist moralisch nicht mehr zu toppen und wird noch heute immer wieder gerne erwähnt. Am Rastplatz finde ich meine Geldbörse zwischen 2 Felsen nach einigem Suchen wieder. Ich hatte sie beim losgehen in die obere Tasche gesteckt und vergessen, den Reißverschluss ordentlich zu schließen. Da der Rucksack mit einem Ruck nach hinten geworfen wird, ist sie sofort raus gefallen. Zum Glück kann ich noch heute nur sagen. Da wir abseits des Weges gesessen hatten, war sie noch vor Ort. Hätte ich sie auf dem Weg verloren, wäre sie mit Sicherheit für immer verschollen. Ich habe draus gelernt, stets meine Reisverschlüsse zu kontrollieren und eine alte Geldbörse mit zu nehmen. Außerdem lasse ich Papiere, die ich nicht unbedingt brauche, zuhause bei Mutti.

 

Der kleine Umweg hat den Nachteil, dass ich meinen Freunden die am Abend zuvor mühsam abgetrotzten Biere nun wieder zurückzahlen muss. Ich darf aber wieder mittrinken, dass ehrt sie dann doch.

 

Nach dieser kleinen Einlage gehen wir weiter zu unserem Ziel, der Otto Mayr Hütte. Wir wollen eigentlich noch auf den Hausgipfel, lassen es aber dann doch, weil es schön spät geworden ist, das Bier so lecker ist und überhaupt Stress nix für uns ist. Der Hüttenwirt ist im Gegensatz zu dem Stoffel in der Pfrontner Hütte einfach nur nett. Er hat nur ein klitzekleines Problem. Die Hütte ist voll und die bestellten Lager sind zwar frei, aber in 2 verschiedenen Räumen. Wir können da einziehen oder ein Notlager belegen. Notlager bedeutet in diesem Fall Trockenraum. Hier liegen massenhaft Matratzen, die wir nach Lust und Laune verteilen können. Da das bedeutet, wir haben soviel Platz wie wir wollen, greifen wir sofort zu. Wir schlafen wie im Ritz. Und der Spaß kostet sagenumwobene DM 3,70 pro Person. Der Glücksgriff des Jahres. Und es gibt auch endlich die bestellte Dusche. Draußen direkt vor der Hütte. Reiner hat nur vergessen auch warmes Wasser zu bestellen. Es ist eiskalt und wird von uns deshalb verschmäht. Vielleicht beim nächsten Mal also.

 

Am nächsten Tag heißt es leider wieder Abschied nehmen, und den Rückweg antreten. Also gehen wir los in Richtung Füssener Jöchle. Von dort aus werden wir direkt nach Grän in Richtung Auto aufbrechen. Wir haben die Möglichkeit Sessellift zu fahren oder zu laufen. Reiner und Achim haben die gleichen Gedanken wie ich am Aggenstein. Angeblich sind Lifte Teufelswerk und werden die Verdammnis der Menschheit einläuten. Dank meiner Bequemlichkeit und vereinten Überredungskünsten schaffen wir es, die beiden dann doch in die Höllenmaschine zu setzen. Es ist nach eigenem Bekunden einfach nur schrecklich gewesen und sollte auf keinen Fall wiederholt werden. Ich denke heute noch mit großer Freude an diese Worte zurück und stelle mir vor wir wären alles gelaufen, was wir in der Zwischenzeit gefahren sind. Ich hätte mehr neue Schuhe nötig gehabt.

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