Bergtour 4: Lasörling
Dieters Tourenbuch:
Aufstieg vom Parkplatz Rain mit Jeep zur Wetterkreuzhütte2106m; 2.Tag über Zupalsee Hütte 2342m zur Lasörlinghütte 2296m; 3.Tag Abstieg zum Auto und Übernachtung im Kalser Tauernhaus 1755m
Dieter hat sich was Besonderes einfallen lassen. Es geht zur Abwechslung mal nach Osttirol. Er war so selten da, und möchte es gerne noch mal sehen. Außerdem gibt es auf dem Erdball noch Ignoranten, die noch nie da waren. Und die wollen noch bekehrt werden. Gut, ich gebe gerne zu, ich bin bekehrt und finde es auch wunderschön, ohne die restliche weite Welt zu vergessen.
Besonders schön ist an dieser Gegend die Wetterkreuzhütte. Im Nachhinein habe ich sie zu meiner Lieblingshütte bestimmt. Ich weiß nicht mehr wie sie ausgesehen hat. Ich erinnere mich noch, dass es eine Privathütte war. Das weiß ich aber nur, weil in Osttirol die meisten Hütten privat bewirtet sind. Nein das ist auch alles nebensächlich. Die Hütte wird zu der Hütte, weil sie den schönsten Aufstieg hat. Kurzer Anruf, etwas Wartezeit und schon geht es los. Es kommt das Hüttentaxi. Ein Mitsubishi L 300 mit Federn aus Stahlbeton und einem Fahrer, der weder sich noch Material schont. Das letzte echte Abenteuer, genau das richtige für harte Männer wie wir.
Nachdem wir uns in der Hütte eingelebt haben und die gemütlichen Betten belegt haben, machen wir eine Einlauftour. Ohne Rucksäcke und auf einer Hochebene ist das wie Einkaufen im Centro in Oberhausen. Völlig überflüssig, aber alle machen mit. Zurück in der Hütte lernen wir dann den Professor und seinen Freund kennen. Zwei Wanderfreunde, die schon ein paar Tage unterwegs sind, keinerlei Erfahrung, dafür aber einen ausgeprägten Humor haben. Sie schließen sich uns gerne an, und wir haben eine Menge Spaß zusammen.
Am zweiten Tag folgt der Weg zur Lasörlinghütte. Es handelt sich um einen wirklich einfachen Höhenweg, auf dem man zuerst bis zum Zugalpsee mit der gleichnamigen Hütte geht, von dort geht es weiter zur Lasörlinghütte. Bei der Rast am Zugalpsee wird das ohnehin nicht tolle Wetter noch schlechter. Auf dem Weg lernen wir einen neuen Begleiter kennen und „schätzen“. Ein Ehepaar schließt sich uns an, wobei der Ehemann eine echte Nervensäge ist. Ständig will er uns den Weg erklären und bedient sich dabei seiner Karte, die leider den falschen Maßstab hat. Wir benutzen eine Karte mit kleinem Maßstab (1:50000), er hat sich für Umgebung entschieden und setzt auf 1:100000. Sieht schön aus, ist aber nicht wirklich hilfreich, da eine Menge Details fehlen. Zum Beispiel der See, an dem wir vorbei kommen, den er aber für völlig falsch hält, da er nicht auf seiner Karte abgebildet ist. Wir kommen dennoch zur Hütte.
Die Lasörlinghütte ist die schönste Hütte, die wir bisher jemals besucht haben. Sie ist in achteckiger Bauweise errichtet und schon deshalb ein Schmuckstück. Die geschmackvolle Inneneinrichtung hat mir ebenso gut gefallen. Außerdem sind die Zimmer sehr nett mit Einzelbetten ausgestattet. Nach den Erfahrungen der Vorjahre eine echte Verbesserung, wie auch schon auf der Wetterkreuzhütte erlebt.
Den Abend genießen wir in der netten Gemeinschaft mit dem Professor und seinem Kumpel, und amüsieren uns bestens, meistens auf Kosten unseres Begleiters mit der tollen Orientierung. Der geht doch tatsächlich noch auf den Lasörling hoch. Ob er jemals wieder runtergekommen ist, ist nicht bekannt, ich bezweifele aber, dass er überhaupt den richtigen Berg gefunden hat.
Am nächsten Morgen laufen wir durch das Mullnitztal stetig bergab zurück zum Auto. Es sind etwa 1200 Höhenmeter, die wir absteigen müssen. Jetzt zeigt sich zum ersten Mal, wer bei den Schuhen die richtige Wahl getroffen hat. Einige beklagen Blasen an den Zehen, ein deutliches Zeichen, dass der Schuh ein wenig zu klein gewählt wurde.
Gott sei Dank ist alles nur halb so schlimm, und wir können die Tour fortsetzen, denn es kommt noch eine bergsteigerische Herausforderung.
Dieter gehört dem Alpenverein Sektion Mönchengladbach an. Und der Sektion gehört das Kalser Tauernhaus. Also muss man auch einmal dort nächtigen, wenn man schon mal in der Nähe ist.
Der Aufstieg ist sehr zu empfehlen. Aber nur, wenn man über 65 und für sonstige Alpendurchquerungen völlig ungeeignet ist. Der Weg geht genauso wie die Einlauftour an der Wetterkreuzhütte stetig bergan und erinnert an die Fußgängerzone von Mönchengladbach, weshalb hier wohl auch die Sektion die Hütte übernommen hat. Dabei ist die maximale Steigung mit dem Schwierigkeitsgrad von der Couch zum Fußboden vergleichbar. Unsere Fußkranken haben sich dieser Herausforderung dankend angenommen.
Die Hütte liegt sehr schön. Die Umgebung ist wirklich sehenswert und entschädigt für den unspektakulären Weg. Und dann gibt es noch zwei Eigenschaften, die einen Besuch unbedingt zur Pflicht machen. Erstens gibt es hier die Bundesliga zu hören, und zweitens ist das Tirolergröstel unerreicht.