Bergtour 15: Ausweichtour in der Eifel
Teilnehmer:
Michael
Frank
Reiner
Hans-Werner
Dieses Jahr gestaltet sich die Tourenplanung extrem schwierig. Das Leben geht seinen manchmal schwierigen Weg. Es wurden Häuser gekauft, die Kinder verlangen Zeit mit den Vätern, die Konjunktur schwankt und manche waren arbeitslos, so dass der Euro nicht mehr so locker in der Tasche sitzt. Frank hat eine neue Arbeitsstelle und bekommt noch keinen Urlaub, Michael möchte auch keine 4 Tage laufen, Achim ist durch seine neue Arbeit zum Dauerwackelkandidaten aufgestiegen, der auch schon mal am Tag vorher absagen muss, weil er einen Auftrag bekommen hat. Als Selbständiger nachvollziehbar, als Wanderer ärgerlich, besonders für die Mitwanderer. Reiner und ich können eigentlich immer und wir planen derhalben. Damit unsere Freunde, die nicht über eine so reiche Anzahl an Urlaubstagen verfügen, mitfahren können, planen wir einen Trip in die Eifel. Reine Fahrzeit 1 Stunde, knapp 80 km, Versorgung von zu Hause aus möglich, also auch für den knappen Geldbeutel erschwinglich.
Der Alpenverein Mönchengladbach-Rheydt hat 2 Berghütten. Die Richterhütte in den Zillertaler Alpen und die Rheydter Hütte in Kleinhau/Eifel. Diese Hütte werden wir als Ziel ansteuern. Ich habe dort bereits einige Nächte mit Freunden und Kindern verbracht und war begeistert. Leider ist die Hütte an allen Wochenenden belegt und wir müssen uns einer Gruppe anschließen.
Es ist schon erstaunlich, dass es in der Eifel ein Problem darstellt, eine Hütte teilen zu müssen. Diese Leute sind Alpenvereinsmitglieder und werden sicher auch schon einmal in den Alpen ausgedehnte Wanderungen mit Übernachtungen auf der Hütte gemacht haben. Dort ist es kein Problem sich mit anderen zu arrangieren. In der Heimat ist es dies sehr wohl. Es wird wahrlich nicht gejubelt als die Gruppen erfahren, dass wir auch gern 2 Übernachtungen am Wochenende mit ihnen verbringen möchten. Der Hüttenwart gibt uns aber zu verstehen, dass wir uns einfach anmelden sollen und dann wird sich das Problem schon erledigen.
Am festgelegten Wochenende fahren Reiner und ich schon einmal vor zur Hütte. Welche Gnade. Wir müssen nicht bereits um 02.00 Uhr morgens aufstehen, stundenlang durchs Dunkel fahren und dann abgekämpft einen Aufstieg machen. Wir fahren gegen 10.00 Uhr los und besorgen uns einen Hüttenschlüssel beim Wart. Dann geht es weiter zur Hütte und wir präparieren sie für das Wochenende. Nun wollen wir auch eine ausgiebige Wanderung unternehmen. Wir fahren mit dem Auto nach Obermaubach und laufen mehr oder weniger entlang der Bahnschienen bis nach Zerkall. Unterwegs überrascht uns ein heftiger Landregen und wir sind froh, als wir in Zerkall HBF einen Unterschlupf finden. Es ist nicht wirklich der Nabel der Welt und eine gemütliche Gastschenke wäre uns lieber, aber wir nehmen, was es gibt. Eine gute halbe Stunde und 2 Züge später können wir unseren Weg trocken fortsetzen. Übrigens ist es erstaunlich, wie viele Einheimische diesen Zug nutzen um zur Arbeit oder zur Schule zu kommen. Wir setzen unseren Weg nun bergan fort und bekommen einige Probleme, da in diesem Jahr alle Wegmarkierungen und Schilder auf ein neues System umgestellt wurden. Nichts stimmt mehr überein und wir müssen tatsächlich feststellen, dass wir völlig falsch gelaufen sind. Nicht so tragisch, da für uns der Weg das Ziel ist. Wer allerdings mit einer älteren Karte ausgestattet auf ein bestimmtes Ziel hin wandert, wird sich heute mächtig wundern. Wir laufen insgesamt ca. 18 km und sind überrascht, wie schön die Tour ist.
Freitags abends kaufen wir großzügig für den abendlichen Bierkonsum ein und freuen uns auf die anderen Jungs. Leider hat es Achim dann doch nicht geschafft, obwohl es schwer verständlich für uns ist. Eine Stunde mit dem Motorrad in die Eifel fahren ist für ihn sonst Lieblingsbechäftigung.
In der Hütte sind in der Zwischenzeit unsere Mitbewohner eingetroffen. Es handelt sich um Väter, die ihre jährliche Tour mit ihren Kindern ohne Ehefrauen machen. Es sind richtig dufte Kerle mit denen wir von Anfang an auf einer Wellenlänge sind. Wir haben nur einen klitzekleinen Vorteil, wir reisen ohne Kinder und müssen niemand animieren. Um bei der Wahrheit zu bleiben, es sind richtig nette Kinder, die freiwillig dort sind und gern was unternehmen. So werden wir einen vergnüglichen Abend zusammen verbringen.
Für den nächsten Tag haben wir die Rurseeumwanderung geplant. Herr Goggel mit seinen Maps aus USA sagt, dass die Strecke für die reine Rurseeumwanderung 28,8km beträgt. Wir starten in Schwammenauel und wandern Richtung Rurberg. Hier ist der Weg gut ausgebaut und relativ eben (ich mag so breite Wald- oder Forstwege eigentlich nicht besonders, sondern bin der Freak, der den steinigen Trampelpfad bevorzugt), und es gibt genug zu schauen. Kurz vor Rurberg entscheiden wir uns noch den Weg über den Ölberg zu nehmen. Eine Strecke, die mit einigen Höhenmetern aufhorchen lässt und letztlich auch einige Zeit in Anspruch nimmt. Es lohnt sich aber auf alle Fälle. Wir stöhnen hier ein wenig. Aber um die Anstrengung in ein rechtes Licht zu rücken muss ich erklären, dass laut Reiner eine Dame aus Woffelsbach mit weit über 80 Jahren häufig im Jahr mal eben auf den Ölberg läuft. Respekt, das ist eine echte Leistung.
Von Rurberg laufen wir zu eben dieser Dame, die in Woffelsbach mit ihrer Schwester eine Gaststätte betreibt und dort hervorragenden selbstgebackenen Kuchen serviert. Oder genauer gesagt: Servieren lassen sie eine Kellnerin, backen tun sie selber und kassieren auch. Das überlässt man besser nicht dem Personal.
Von Woffelsbach aus nimmt der Weg kein Ende. Er führt stetig am Seeufer entlang und lässt dabei keine noch so lange Bucht aus. So läuft man manchmal einen Kilometer hin und dann auf der anderen Seite wieder einen Kilometer zurück ohne großartig weiter zu kommen. Insgesamt haben wir für die Umrundung des Sees incl. Pausen ca. 7 Stunden benötigt. Eine ausgedehnte Tagestour, die mit einem hervorragenden Abendessen in Obermaubach am Bahnhof beendet wird. Ein wirklich empfehlenswertes Restaurant.
Abends wird mit unseren Mitbewohnern gezecht. Außerdem werden ausreichend Witze, aber auch Anekdoten von zahlreichen Bergtouren ausgetauscht.
Am Sonntag wollen wir noch eine ausgiebige Wanderung unternehmen. Da wir aber zuerst die Hütte putzen müssen, haben wir danach keine rechte Lust mehr und fahren stattdessen nach Düren in die Fußgängerzone und laben uns an einem großen Eisbecher.
Ein insgesamt gelungenes Wochenende, das als Alternative zu einer Alpenwanderung noch einmal wiederholt werden kann. Es ersetzt eine ausgedehnte Hüttenwanderung nicht, aber bevor wir gar nicht laufen… Wie heißt es so schön, lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach.